15. Stadtbesichtigung einmal anders - die Hase in Osnabrück erleben (S.52)

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Das folgende Kapitel ist für all diejenigen gedacht, die nicht nur mehr Informationen über Osnabrück erfahren, sondern die ihre Stadt tatsächlich erleben wollen. Es werden Bereiche des Themenkomplexes „Hase“ genannt, die man aufsuchen kann. In diesem Sinne kann man dieses Kapitel als „Stadtführung Hase“ betrachten.

Abb. 25: Die Quelle der Hase.

Zunächst ist es natürlich wichtig zu erfahren, wo man die Hase im Stadtgebiet überhaupt sehen kann bzw. welche Uferabschnitte begehbar sind. Ein Blick auf den Osnabrücker Stadtplan zeigt, daß längst nicht alle Haseabschnitte für Fußgänger oder Radler zugänglich sind. Eine der ersten Möglichkeiten im Stadtgebiet, an die Hase zu treten, gibt es in Lüstringen (Hasewinkel). Dort führt auch der Osnabrücker Rundweg und der Osnabrücker Radrundweg entlang.

Ein wenig weiter stadteinwärts bietet die Schellenbergbrücke einen guten Blick auf die Hase, und das gleich zweifach: die sogenannte Neue Hase, schnurgerade in ihrem Betonbett und daneben die Alte Hase, die durch das ehemalige Klöcknergelände fließt, in dem sich die Natur bereits wieder Bereiche zurückerobert hat. Von der Schellenbergbrücke aus kann man eine kleine Ecke entlang der Hase laufen und feststellen, daß sich dort nahezu ein Urwald gebildet hat, der diesen Ort sehr idyllisch und geheimnisvoll erscheinen läßt. Dort sieht man aber auch die mittlerweile verrottenden Einleitungsrohre des ehemaligen Stahlwerkes, die früher ihre Schmutzlast der Hase überantworteten.

Unheimlich wird es, wenn man entlang der Hase unter der Eisenbahnbrücke zwischen der Hamburger Straße und der Bruchstraße geht. Dort ist es ziemlich dunkel, das Wasser riecht eigenartig, man hört Tröpfchen fallen. Mit ein wenig Phantasie kann man sich dort eine richtige Krimihandlung ausmalen.

Beschaulich, aber ebenso interessant stellt sich die Hase an der Neuen Mühle dar. Dort kann man auch bis ans Ufer treten. Leider liegt dort aber auch eine Menge Müll und Unrat am Ufer herum und weist darauf hin, daß Menschen, die Natur und Idylle suchen, diese Räume oftmals sofort verschandeln und sie ihres „natürlichen“ Charakters berauben.

Einer der interessantesten (aber auch fragwürdigsten) Standpunkte im Stadtrundgang „Hase“ ist die Neumarktbrücke. Steht man auf der Seite der Sparkasse am Brückengeländer und schaut auf den Fluß, sieht man Enten (und im Frühjahr eine ganze Menge niedlicher Küken) und viele Wasserpflanzen. Die Gebäude rechts und links reichen z.T. bis an das Wasser heran, es stehen aber auch alte Bäume am Ufer. Hin und wieder sieht man das Wasser des Pappelgrabens, das an dieser Stelle mittels eines Pumpwerkes in die Hase befördert wird, in den Fluß sprudeln. Ein Hinweisschild auf der Brücke, man möge die Wasservögel bitte nicht füttern, weist auf die Gefahr der Wasserbelastung mit organischen Stoffen hin.

Abb. 26: Neben der Neumarktbrücke.

An der Seite zur Stadtsparkasse steht eine Statue und schaut auf den Fluß, als wolle sie zum Innehalten und Ausruhen motivieren. Und es ist erstaunlich: Wenn man auf der Neumarktbrücke steht, erlebt man hautnah die hohe Lärmbelastung und die Hektik durch den Verkehr. Und trotzdem bleiben dort immer wieder Passanten stehen und schauen auf das Wasser.

Abb. 27: Die Hase in Osnabrück entdecken- aber nicht so wie die Feuerwehr, die hier Spuren eines Verbrechens sucht und daher das Flussbett betreten muss. Jeder andere sollte beachten, dass die Uferzonen nicht zertreten werden, denn es gilt: Die natürliche oder naturnahen Räume in der Stadt zu schützen!

Wenn man sich dann jedoch umdreht und in die andere Richtung schaut, ist der Fluß verschwunden. Statt dessen blickt man auf die Straße Öwer de Hase mit ihrem Mittelparkplatz und der wartenden Autoschlange vor dem Parkhaus.

Abb. 28: Der Haseuferweg an der Neuen Mühle: Ein Ort der Ruhe und Beschaulichkeit inmitten städtischer Hektik.

Erst von der Georgsbrücke aus kann man die Hase wieder sehen. Dort präsentiert sie sich inmitten einer künstlich gestalteten Stadtlandschaft, wenn auch das in der Flußmitte verankerte und je nach Jahreszeit ausgeschmückte Ruderboot die Ansicht etwas idyllisieren soll. Dieser Haseabschnitt bietet wohl einen ersten Eindruck von dem neuen Haseambiente, das nach der Entdeckelung in größerem Umfang entstehen soll.

Etwas natürlicher und sehr romantisch wirkt die Hase dann wieder vom Herrenteichswall aus. Reiche Uferbepflanzung, alte Bäume und damit verbunden andere Lichtverhältnisse schaffen dort einen Ort zum Durchatmen. Aber auch hier ist die Hase begradigt worden, und das schon vor vielen Jahrhunderten. Wenn man sich einen Moment leise am Wasser aufhält, kann man Wasserratten beobachten, die dort recht zahlreich sind.

Nur wenige Meter weiter, unterhalb der Pernickelmühle und der Vitischanze, zeigt sich die Hase in einem anderen Bild. In der Regel ist dort der Wasserstand eher niedrig, das Flußbett ist steinig, und oft liegt eine Menge Müll darin.

Abb. 29 und 30: Blick von der Neumarktbrücke in richtung Bahnhof... und wenn man sich dann umdreht, so schaut man in richtung Innenstadt.

Hinter der Innenstadt kann man an der Ecke Wachsbleiche/ Hansastraße wieder ein kleines Fleckchen Idylle inmitten der Hektik der Stadt erleben. Zwischen der Hase und den Bahngleisen zieht sich von dort auch bis zur Römereschstraße ein Spazier- und Radweg hin.

Nächste Anlaufstelle ist der Haseuferweg in Eversburg von der Brückenstraße bis zur Glückaufstraße. Ein beschaulicher Spaziergang dort lohnt sich allemal zu jeder Jahreszeit. Die Vegetation ist reichhaltig und vielfältig, und im Spätsommer/ Frühherbst kann man dort -in sogenannten „Hexenringen“ angeordnet- Tausende von Fliegenpilzen sehen.

Wenn man sich die Hase im gesamten Stadtgebiet anschaut, fällt das unterschiedliche Bild des Flusses auf: naturnah, natürlich, begradigt, verdec¬kelt, Randbebauung, Uferpflanzen, Tiere am und im Wasser und vieles mehr.

Was auf den ersten Blick nicht deutlich auffällt, ist der Grad der Wasserverschmutzung. Da geht es uns heute so wie der Osnabrücker Bevölkerung vor einhundert Jahren. Müll, Abfall oder Unrat im Flußbett fallen natürlich auf und bieten ein unschönes Bild. Die tatsächliche Belastung des Flusses aber durch organische und anorganische Substanzen, durch wasserlösliche oder mikroskopisch kleine Stoffe sieht man nicht. Hin und wieder kann man aber z.B. am Wehr der Neuen Mühle die Schaumbildung auf der Hase sehen. Dieser Schaum kann sich sowohl durch eine übermäßige Belastung mit Tensiden, aber auch durch einen großen Algenbesatz bilden, wenn das Wasser, wie an der Neuen Mühle, verquirlt wird.

Die Tradition der alten Flußbadeanstalten in Osnabrück kann nur noch erahnt werden: Das Pottgrabenbad, ehemals ein Brausebad mit Flußbadestelle, kann zwar nicht mehr in seiner ursprünglichen Funktion besichtigt werden, aber benutzen kann man es immer noch. Allerdings schwimmt man schon lange nicht mehr im Hasewasser. Von den mehreren Flußbadeanstalten des Schinkels weist nur noch das Freibad Wellmannsbrücke auf diese Tradition. Dort lag ursprünglich eine Haseflußbadeanstalt, die 1927 durch die künstlichen Becken des Freibades ersetzt wurden. Das Bad wird auch heute noch mit Hasewasser gespeist.

Klärwerke bieten ein anschauliches Bild, wie Wasser aufwendig gereinigt werden muß, ehe man es wieder einem Fluß zukommen lassen kann. In Eversburg kann man auf der Klöcknerstraße entlang des Klärwerkes laufen und seine Dimension von außen erfahren, außerdem kann man dort Wasserreinigung auch sinnlich, daß heißt durch Geruch erfahren. Nach Anmeldung können interessierte Gruppen (Schulklassen ab Orientierungsstufe/ Sek. I) das Klärwerke auch besichtigen (Tel.: [0541] 323-1443 [Herr Schuster]). Das Klärwerk der Fa. Schoeller kann aus betriebs-/ personaltechnischen Gründen nicht besichtigt werden. Man kann die Anlage aber gut von der Mindener Straße aus sehen und erkennt die einzelnen Absetzbecken, das dorthin führende Abwassergerinne und schließlich den Belmer Bach, der das gereinigte Wasser aufnimmt und zur Hase führt.

Und zum Abschluss nichts Neues von der Hase.

Abb. 31: Die Hase in den 1960er Jahren: Niedriger wasserstand und stark verkrautet, dass aleer Unrat radin hängen bleibt.
Abb. 32: Die Hase an der Schnellenbergbrücke in den 1990er Jahren: Niedrieger Wasserstand und stark verkrautet...
Abb. 33: Irgendwo heute an der Hase– noch immer dient sie gedankenlosen (oder verantwortungslosen) Menschen als Müllhalde

Sicher gibt es in Osnabrück noch viele andere und lohnenswerte Möglichkeiten, die Hase zu betrachten. Es bleibt zu hoffen, daß unser Stadtfluß nie wieder so charakterisiert werden muß ...

„Mein Name ist Hase - und ich bin ein Problem“

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Seite zuletzt geändert am 09.04.2006 17:08 Uhr