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Die Vogelbeere/Eberesche – (Sorbus aucuparia)

Verbreitung:

Hinsichtlich der ihr zusagenden Standorte ist die Eberesche außerordentlich variabel. Sie kommt zwar am meisten auf nährstoffarmen, humosen und lockeren Lehmböden vor, kann jedoch genauso Torfböden oder Felsen und Kalkböden besiedeln. Eigentlich hat sie nur auf schlecht durchlüfteten, nassen Böden Probleme.

Da diese Baumart lichte Standorte bevorzugt und nur in der Jugend schattentolerant ist, dagegen jedoch nur eine geringe Höhe und ein begrenztes Alter erreicht, wird sie aufgrund ihrer daraus resultierenden Konkurrenzschwäche in geschlossenen Beständen stets an die Waldränder verdrängt.

In klimatischer Hinsicht ist die Eberesche besonders tolerant, was sich auch in ihrer Höhenverbreitung bemerkbar macht. So findet man sie von der Tiefebene bis in die Gebirge, ja sogar über die Waldgrenze hinaus. Sie ist die einzige Baumart, die bei sehr niedriger jährliche Wärmesumme noch ein zufriedenstellendes Wachstum zeigt. Dabei kommt ihr sicherlich zugute, daß sie nach dem Laubfall mit ihrer Rinde weiter Photosynthese betreiben kann. Außerdem ist sie im Gegensatz zu vielen anderen Baumarten nicht auf Mykorrhiza (Pilzpartner im Wurzelraum) angewiesen. So wandert sie auch von allen Laubgehölzen am weitesten nach Norden.

Artenmerkmale:

  • Höhe: bis 25 m
  • Durchmesser: bis 0,6 m
  • Alter: bis 150 Jahre
  • Blätter:
Die Blätter sind 10 - 15 cm lang, unpaarig gefiedert und stehen wechselständig an den Zweigen. An einem Blatt sind meist 9 - 19 Fiedern. Diese sind länglich-lanzettlich und kurz zugespitzt. Der Rand ist gesägt, allerdings nicht immer vollständig. Die Blätter färben sich im Herbst gelb, auf trockenen Standorten rot.
  • Blüte:
Die kleinen, in Doldenrispen zusammengefassten Blüten sind für sich allein unscheinbar, in ihrer Gesamtheit aber recht auffallend. Das ist für die Anlockung der Insekten wichtig, denn die Vogelbeere wird von diesen bestäubt. Damit haben wir schon einen Unterschied zu den forstlichen wichtigen Laub- und Nadelbäumen, die meist Windblütler sind. Die Einzelblüte hat 5 Blütenblätter, 3 Griffel und 20 Staubblätter. Die Blüten aller Ebereschen-Arten duften verhältnismäßig unangenehm. Dieser Geruch wird von Methylamin verursacht.
  • Früchte:
Die Beeren der Eberesche sind ca. 1-1,5 cm im Durchmesser und leuchten schon von fern in unübersehbarem Korallenrot. Der Baum fruchtet zudem fast jedes Jahr. Das gehört zu seiner Pioniereigenschaft. Die Früchte haben einen unangenehmen Geschmack. Ihre chemischen Bestandteile wurden schon frühzeitig untersucht. Der saure Geschmack stammt von dem hohen Gehalt an Apfelsäure, der bis zu 3% ausmacht. Gerbstoffe bedingen den bitteren Geschmack. Daneben sind in den Früchten auch etwa 1% Pektin und bis zu 13% Zucker enthalten. Die Vogelbeeren haben vor allem einen höheren Anteil an Vitamin C als Zitronen, daneben noch Provitamin A. Frische Früchte enthalten ca. 0,4 % rasch flüchtige Parasorbinsäure, die stark abführend wirkt, gekochte Früchte wirken wegen des Gerbsäuregehaltes dagegen stopfend.
  • Rinde:
Der Stamm ist rund, schlank, die glatte Rinde ist an jungen Bäumen bräunlich-grau bis silbergrau, im Alter wird sie zur rissigen, schwarzen Borke.
  • Wurzelsystem:
Die Vogelbeere hat ein typisches Senkerwurzelsystem, auf Pseudogleyen wurzelt auch sie relativ flach. Wie bei allen Sorbus-Arten sind die Wurzeln von einer ektotrophen Mykorrhiza umgeben, die die Nahrungsaufnahme erleichtert.

Standortansprüche

Die Vogelbeere stellt zwar keine großen Bodenansprüche, zeigt aber eine Vorliebe für humusreiche Böden. Sie gedeiht noch auf nährstoffarmen, bodensauren Standorten, auf Hochmooren und auch auf Kalkstandorten. Am besten aber wächst sie im Gebirge auf gut feuchtigkeitsversorgten Böden. Sie bevorzugt dabei lockere, gut durchlüftete Böden. Staunässe meidet sie, auf Pseudogleyböden wurzelt sie verhältnismäßig flach. Durch ihre Mykorrhiza ist sie sogar imstande, auf reinem Humus zu gedeihen. Deshalb findet man sie oft auf dem Mull alter Stöcke, ja gelegentlich auch in Astwinkeln und Astlöchern alter Bäume, in Felsklüften usw.. Sie gilt als Licht- bis Halbschattenbaumart.

Ökologische Bedeutung

Die Samen und fleischigen Scheinfrüchte der Vogelbeere sind eine beliebte Nahrung zahlreicher Vogelarten und auch Säugetiere. Drosseln, Rotkehlchen verzehren die Beeren ganz, die Finkenvögel und das Eichhörnchen dagegen schälen die Samen heraus. Sie tragen damit zur Verbreitung der Samen bei. Dies ist ein Unterschied zu den anderen Pionierbaumarten Aspe, Weide und Birke: diese verbreiten sich durch Wind! Die Samen liegen bis zu 5 Jahre - in Wartestellung - über und können in dieser Zeit bei günstigen Bedingungen keimen.

Holzeigenschaften

Das Holz unseres Baumes ist feinstrukturiert und gleichmäßig braun-rötlich verkernt. Es ist hart, dicht, zäh und elastisch, schwer spaltbar, aber wenig dauerhaft. Wegen der schlichten Textur und guten Färb- und Bedruckbarkeit wird es als Imitatholz benutzt. Es wird gelegentlich zum Drechseln und als Brennholz verwendet. Neuere Untersuchungen zeigten, dass das Holz bei Längszugfestigkeit, Biegefestigkeit und Schlagzähigkeit Vergleiche mit den Wirtschaftsbaumarten durchaus standhält. Auch für die Tischlerei und Möbelindustrie ist es ohne weiteres geeignet. Man kann daraus auch Schäl- und Messerfurniere gewinnen. Früher wurde die daraus gewonnene Holzkohle zur Pulverherstellung verwendet. Auch als Brennholz wurde es genutzt. Neuere Untersuchungen zeigten, dass es auch zur Zellstofferzeugung geeignet ist. Die Rinde enthält mit etwa 7% Gerbstoff, mehr als die Eiche. Das Laub hat ebenfalls einen hohen Gerbstoffgehalt.

Quellen:

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Seite zuletzt geändert am 09.04.2006 17:08 Uhr