Stadtblatt im Juni 98:

Alles Öko

Der Blick in die Zukunft: Ratsgymnasiasten setzten auf ökologische Runderneuerung.

Der Schüler - das motivationslose Wesen? " Die Eigeninitiative, mit der unsere Oberstufe Umweltprojekt in die Praxis umsetzt" so Heiner Eggers, Leiter der Umwelt-AG des Ratsgymnasiums, "ist bewundernswert."

Daß sich das Ratsgymnasium seit Anfang 1997 "Energiesparschule" nennt, ist keine Wortkosmetik. Ursula Wilm-Chemnitz, Biologin der "Pädagogischen Umweltberatung", die, getragen von Universität und Stadt, Schüler und Lehrer für Umweltthemen sensibilisiert und Möglichkeiten praktischer Nutzanwendung aufzeigt:

"Das Engagement der Umwelt- AG des Ratsgymnasiums ist vorbildlich. Es geht weit über die reine Energiesparaktion hinaus".

Meggi Dreher, Oberstufenschülerin und Projektleiterin: "Wir opfern zwar viel Freizeit, aber es tut gut, einen Beitrag für die Umwelt zu leisten".

Die bisherige Bilanz: Nie wieder muß ein Spickzettel zwischen gammeligen Bananenschalen seinem Entsorgungsschicksal entgegenharren- erliegt von nun an unter seinesgleichen in der Altpapiertonne. Zudem verläßt niemand einen Raum, ohne von einem Türaufkleber - von der AG selbst entworfen - auf Spartips aufmerksam gemacht zu werden, vom Lichtlöschen bis zum Stoßlüften - obwohl sich Letzteres im Grunde erübrigt, denn die Fenster sind so betagt, daß es permanent durch die Ritzen zieht. Um die unfreiwillige Permanentbelüftung ist nicht das einzige Problem: Trotz wiederholter Anfrage bei der Stadtverwaltung fehlen den Heizkörpern bis heute die Thermostatventile. Diese Energiesparmaßnahme wird dem Bauherrn eines Eigenheims schon seit zwanzig Jahren per Gesetz abverlangt - nur die Stadt Osnabrück schafft es scheinbar nicht, sie in ihren Gebäuden zu verrwirklichen.

Ein weiteres Sorgenkind war das Regenwasser. Der Plan sah vor, es vom Schuldach in große Tanks zu leiten, um es als Toilettenspülwasser zu nutzen. Nach eigenen Berechnungen geht 75% des Gesamtwasserverbrauchs durch die Toilettenspülung, mindesten 50% ließen sich jedoch durch das aufgefangenen Regenwasser ersetzen.

Zunächst sah alles einfach aus: Die Firma Hellmann sagte Geldmittel zu, und das Schulverwaltungsamt erklärte sich bereit, die Kosten für die Grundwasserbohrung zu übernehmen. Dann aber kamen dem Tiefbauamt Bedenken: Was, wenn die Toiletten durch das Regenwasser verkeimen? Außerdem würden sich die Toilettenschüsseln durch den Eisengehalt des Regenwassers braun verfärben.

Der Ausweg war rasch gefunden: ein Eisenfilter. Aber Pustekuchen, denn jetzt kam das eigentlich Problem auf den Tisch: Die letzten Baupläne für das Ratsgymnasium gehen auf das Jahr 1911 zurück, und der 2. Weltkrieg legte die Schule fast völlig in Trümmer- niemand weiß heute also, wie die Rohre genau verlaufen. Steter Tropfen höhlt jedoch letzlich den dicksten Stein - nach mehrfacher Anfrage signalisierte das Tiefbauamt, die Genehmigung werde demnächst...

Doch alle diese Widrigkeiten entmutigen die Schüler nicht, sondern fordern ihren Durchhaltewillen und Erfindungsgeist heraus: das nächste Projekt ist bereits in Angriff genommern. Worum es geht? Der Strom soll teilweise durch Solarenergie gewonnen werden. Preisgelder von Umweltwettbewerben, an denen die Schüler teilnehmen wollen, sollen das nötige Geld in die Kasse bringen. Um wieder sind alle bereit , viel Freizeit zu opfern. Null Bock? Null Bock auf Lethargie. Britta Fecke

Seite zuletzt geändert am 16.08.2007 16:42 Uhr