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Aber als der Bau schon zu Ende ging, brauchte man ihn schon nicht, weil die Industrie sich auf den Metallkord umstellte. Aber zusammen mit dem Werk wurde auch eine ganze Stadt – Baikalsk – gebaut. Also wurde das Funktionieren des schädlichen Betriebes für viele Jahre zum Unterpfand des Überlebens von 14.000 Personen. 1.600 von ihnen arbeiteten in diesem Betrieb. Jetzt werden sie entlassen. Im Kombinat schließt man nicht aus, dass man im Januar Protestaktionen organisieren wird.

Einer der dortigen Einwohner Oleg Hlystow, der im Limnologischen Institut arbeitet, äußerte für STIMME RUSSLANDS seine Meinung über die Schließung des Zellstoff- und Papierkombinats.

„Ich wurde in Solsan, fünf Kilometer von dem Baikalsee entfernt, geboren und wurde dort groß. Dort befanden sich die Kläranlagen des Sees. Mein ganzes Leben lang atmete ich diesen Geruch ein. Jetzt bin ich froh, dass alles endlich geschlossen wird. Der Traum meiner Kindheit geht in Erfüllung. Meine Heimat wird rein sein. Das ökologische Problem des Baikalsees muss gelöst werden – das ist für mich sehr wichtig.“

Das Problem der dortigen Bevölkerung bleibt sehr groß und wird, wie merkwürdig das auch ist, zur Ursache neuer ökologischer Probleme. Oleg Hlystow ist das nicht vom Hörensagen bekannt.

„Die Bevölkerung arbeitet jetzt im Betrieb nicht. Sie haben nicht das beste Leben. Nur die Rentner leben gut – sie bekommen ständig Geld. Man zwingt die Bevölkerung zu wildern und den Wald abzuholzen. Wollen wir hoffen, dass man irgendeinen umweltfreundlichen Betrieb bauen wird, damit die örtliche Bevölkerung arbeitet.“

Was wird sich an der Stelle des unheilbringenden Zellstoff- und Papierkombinats befinden? Der Gouverneur des Gebietes Irkutsk, in dem sich der See administrativ befindet, Sergej Jeroschtschenko äußerte sich bereits zu diesem Thema. Er erklärte, dass „die Organisation neuer Betriebe ein sehr komplizierter Prozess ist. Die touristische Richtung bleibt die Hauptrichtung. Die Umgebung des Baikalsees ist ja ein Gebiet in Russland, in dem es besonders viel Schnee gibt. Schon jetzt beträgt die Schneeschicht rund ein Meter. Das Abfüllen des Trinkwassers ist noch eine perspektivreiche Richtung.

„Aber die Liquidierung des Zellstoff- und Papierkombinats ist nur die halbe Sache“, sagte der Leiter des Baikal-Programms von Greenpeace Russlands Arkadi Iwanow.

„Mit der Schließung des Zellstoff- und Papierkombinats wurden nicht alle Probleme gelöst. Unter anderem bleibt bis jetzt die Gefahr der Erschließung der Lagerstätte der Polymetallerze im Norden des Baikalsees bestehen. Es besteht eine ernste Gefahr, dass der ganze nördliche Teil des Baikalsees wegen der Verschmutzung vernichtet werden kann.“

Außerdem gibt es Pläne des Baus des Wasserkraftwerkes „Schuren“ in der Mongolei an dem Hauptflussbett des Flusses Selenga. Das kann unter anderem die Bedingungen des Laichens von Fischen beeinflussen. Zum Beispiel des Baikal-Störs und des Omuls. Das sind einzigartige Arten, die in das Rote Buch der Russischen Föderation eingetragen wurden und die trotz der Maßnahmen, die man zur Wiederherstellung ihrer Population ergreift, verschwinden.

Die Schließung des Zellstoff- und Papierkombinats am Baikalsee ist zweifellos ein Meilenstein. Aber die Rettung des Sees besteht in seinem systemhaften Schutz.

Seite zuletzt geändert am 29.10.2014 11:34 Uhr