Initiative Lernort Schullandheim

Buch: Das Schullandheim Mentrup-Hagen. Ein Ort erlebnisorientierten Lernens

Die folgende Beschreibung dieses zur Zeit auf "Eis" liegenden Projektes stammt aus: Zur Umweltbildung in Osnabrück. Entwicklung und Perspektiven. Herausgegeben von Gerhard Becker, Dorota Kuczia und Günter Terhalle Osnabrück 2000 (Universitätsverlag Rasch):

Das Thema Osnabrücker Schullandheim wurde von Seiten der Politik an uns herangetragen. Vor allem aus finanziellen Gründen, vielleicht wegen eines nachlassenden Inte­resses von Seiten der Osnabrücker Schulen, gab es in der Stadtverwaltung und in Teilen der Politik Tendenzen, die letzte schulische Einrichtung dieser Art, die in städtischer Trägerschaft war, zu schließen. Dagegen gab es interessierte Politikerinnen und Politiker, insbesondere Frau Anne Cordes, die diese in landschaftlich reizvoller Umgebung in der Nähe von Mentrup-Hagen gelegene Einrichtung konzeptionell im Sinne einer ökologischen Orientierung modernisieren und attraktiver für Besucher aus den Schulen gestalten wollte,  um das Schullandheim dadurch längerfristig zu erhalten.

Angeregt durch diese kommunalpolitische Diskussion war dies für unseren Verein ein Anlaß, zugunsten des Schullandheims öffentlich Stellung zu beziehen, zumal es das Potential für eine gute komplementäre Ergänzung zur primär städtischen Orientierung unserer Arbeit bot. Als ersten, kurzfristig realisierten Schritt führte ich im Sommersemester 1995 eine pädagogische Lehrveranstaltung zum Thema Schullandheime als pädagogische und ökologische Lernstandorte durch.

Die Studierenden stellten bei ihren Erkundungen fest, daß dieses Schullandheim in der Tat zahlreiche, hervorragende Möglichkeiten  für eine ökologische und erlebnisorientierte pädagogische Arbeit mit Schulklassen in der umgebenden Natur bietet. Die Arbeit der Studierenden führte zu einer langen Liste von  Erkundungsideen für die Umgebung des Schullandheims, die im Rahmen einer Staatsexamensarbeit von Katja Hoppe vertieft wurden. Außerdem wurde in der Lehrveranstaltung herausgearbeitet, daß ein Schullandheim erheblich bessere Möglichkeiten der Anwendung und damit des Kennenlernens und Erprobens von pädagogischen Arbeitsformen und Methoden bietet, die im Schulbetrieb mit seinem primär fachlich ausgerich­teten Unterricht und seiner 45-Minuten-Zeitstruktur eine untergeordnete Rolle spielen und die Bestandteile von projektorientiertem und ganzheitlichem Lernen sein können: Erkundungen, Beobachtungen, Entdeckungen, Wahrnehmungen, Untersuchungen, Messungen, intensive Erlebnisse, praktische Tätigkei­ten, Bewegung, Sport, Wandern, arbeitsteilige Verfahren, freie Diskussionen, Besinnungen, Entspannungs-, Meditations-, Stilleübungen, Spiele...

Auf der Basis der Ergebnisse der Lehrveranstaltung entstand von Seiten unseres Vereins, der sich die Förderung regionaler und städtischer Umweltbildung zum Ziel gesetzt hat, eine weiterführende Initiative, die nach einigen Monaten mit Unterstützung und Finanzierung durch die Stadt Osnabrück zur Einrichtung einer – zunächst leider nur einjährigen - Arbeitsstelle zur Unterstützung der Lehrerinnen und Lehrer bei ihren Schullandheimaufenthalten führte. Wir fanden dafür Kilian Schneider, einen ausgebildeten Diplompädagogen, der sich schon vorher mit Naturerlebnispädagogik beschäftigt hatte. Er erkundete selbst die Umgebung des Schullandheims und stellte darauf bezogen im Laufe des Jahres konkrete pädagogische Handlungsmöglichkeiten zusammen. Dabei nahm Kilian Schneider Schwerpunktsetzungen naturkundlicher, erlebnisorientierter und spielerischer Art vor und bezog sich auf die unteren Schulklassen als die Hauptgruppe derjenigen, die das Schullandheim nutzen. Von Anfang an bot Kilian Schneider seine naturerlebnispädagogischen Dienste an und stieß auf zunehmend mehr Resonanz bei den Lehrkräften. Auf diese Weise betreute er tageweise zahlreiche Schulklassen und konnte viele seiner Ideen mit Schulklassen erproben. Zu seinen Aktivitäten gehörte auch der Bau einer Weiden- und Lehmhütte sowie die Anpflanzung einer Hecke. Beide Aktionen wurden gemeinsam mit Schulklassen durchgeführt und fanden auch Beachtung in der Presse. Da es leider nicht möglich war, die Arbeit in bezahlter Form fortzusetzen, beschloß der  Verein,  die Arbeitsergebnisse des einen Jahres und die gesammelten, zum Teil schon erprobten Praxisvorschläge in einem Buch Das Schullandheim Mentrup-Hagen. Ein Ort erlebnisorientierten Lernens festzuhalten, das dann nach Ende des Jahres als erster Band des vom Verein gegründeten Selbstverlages erschien. Entsprechend der primär naturkundlichen Orientierung des Bandes wurde eine jahreszeitliche Gliederung zugrundegelegt. Die Hauptfunktion dieser mit zahlreichen Abbildungen und Kopiervorlagen versehenen Schrift war es, den jeweiligen nach Mentrup-Hagen kommenden Schulklassen ausgewählte Anregungen für ihren Aufenthalt zu geben. Die Darstellung war so gehalten, daß sie gleichzeitig Grundlagen für Lehrkräfte bot, die nicht naturkundlich ausgebildet sind. Auch diese Lehrerinnen und Lehrer sollten ermuntert werden, sich auch mit solchen naturbezogenen Themen zu beschäftigen.

Die großen Bemühungen der Arbeitsgruppe Schullandheim des Vereins reichten in der Folgezeit nicht aus, die finanziellen Voraussetzung zu schaffen, um die Fortsetzung unserer Arbeit längerfristig zu sichern. Trotz des vorhandenen Interesses und des Entgegenkommens von Seiten der Schulverwaltung gelang es nicht, eine solide Basis dafür zu finden, das Schullandheim in eine Einrichtung umzuwandeln, die sich mit einer ökologischen und erlebnisbetonten Ausrichtung an weitere Adressaten richtet. Dahinter stand die Idee, durch eine erweiterte Nutzung an Wochenenden und in den Ferien – in eventuell neuer Trägerschaft –  eine Einrichtung aufzubauen, die sich längerfristig auch finanziell selbst tragen sollte. Im Sommer 1999 wurde von Seiten der Gesamtschule Schinkel ein neuer Versuch in ähnlicher Richtung und auf breiterer Basis gestartet, dessen Erfolgschancen derzeit jedoch noch nicht abschätzbar sind.

Anm. im Sommer 2002: Noch immer ist die Zukunft des Schullandheim, für den es inzwischen einen eigenen Unterstützerverein gibt, nicht geklärt.